Montag, 27. Oktober 2014

Wochenendausflug Tag 2 - Killiecrankie, Blair Castle und Queen's View

Hier nun also Teil zwei meines Berichts über den Wochenendausflug:

Nachdem wir am Tag vorher schon nass geworden und viel gewandert sind, setzten sich heute die Themen "Wasser" und "Wandern" fort - erster Punkt auf der Tagesordnung (nachdem wir gefrühstückt und unsere Sachen gepackt und im Bus verstaut hatten) war eine Wanderung von Pitlochry nach Killiecrankie. Zuerst entlang des Ufers von Loch Faskally und dann immer schön dem Fluss Garry nach, der in das Loch fließt.

Wenigstens war das Wetter besser und obwohl es ein paarmal anfing leicht zu regnen, haben wir dank der zahlreichen Bäume kaum etwas davon mitbekommen. Bei gelegentlichem Sonnenschein waren die Herbstfarben dafür umso schöner:

Loch Faskally

Immernoch Loch Faskally, das allem Anschein nach extra als Fotokulisse entworfen wurde

Schönes Wetter im Herbst ist ideal, um hier wandern zu gehen




Stellenweise mussten wir mit einer Straße anstelle des Wanderweges vorlieb nehmen

Aber die Aussicht war es definitiv wert

Und natürlich waren wir nicht die einzigen, die hier unterwegs waren

Die Wurzeln dieses Baumes waren großartige Treppenstufen



So sah der Wanderweg die meiste Zeit aus - bunt und schmal und direkt am Fluss

Wir hätten gar keine schönere Jahreszeit zum Wandern finden können

An dieser Brücke tobten sich einige Leute beim Bungeejumping aus - eine Person ist sogar hier im Bild.

Die selbe Brücke von weiter weg und der Fluss Garry

Eine alte Eisenbahnbrücke, die noch immer benutzt wird
An diesem Teil der Wanderung erreichten wir schließlich eine Stelle namens "Soldier's Leap". Genannt wird sie so, weil vor einigen Jahrhunderten hier in der Gegend eine Schlacht stattfand. Die Soldaten des unterlegenen Heeres ergriffen die Flucht und einer von ihnen rannte Hals über Kopf den Abhang hinunter, verfolgt vom Gegner, und erreichte den reißenden Fluss. Da er nur die Wahl zwischen dem Sprung und dem sofortigen Tod hatte, sprang er - 5,5 Meter bzw 18 Fuß weit über den Fluss ans andere Ufer. Er überlebte und erzählte später davon und seitdem heißt die Stelle "Soldier's Leap" - "Sprung des Soldaten". Hier die betreffende Stelle:

Also ich weiß ja nicht, ob ich da gesprungen wäre... aber wer weiß, wie es zu dem Zeitpunkt dort ausgesehen hat.

Kurze Zeit darauf erreichten wir Killiecrankie, das Ende unserer Wanderung, stiegen in den Bus und fuhren zu Blair Castle, dem Landsitz des Duke of Atholl - übrigens der einzige Mensch in Großbritannien, abgesehen von der Queen oder dem König, der eine Privatarmee haben darf. Von der sahen wir zwar nichts, dafür aber endlich ein Hochlandrind:

An denen kommt man in Schottland wirklich nicht vorbei und sie sind wirklich ziemlich niedlich. Gehalten wurden sie übrigens gerade früher sehr gerne, weil sie im Bezug auf Futter nicht so wählerisch sind wie andere Rinder und fast alles an Gras fressen, was gerade da ist.

Natürlich konnten wir auch in Blair Castle dem Wasser nicht entkommen - auch hier gab es einen Bachlauf und einen künstlichen See und - mal wieder - Regen:



Blair Castle - das eher aussieht wie ein Schloss als eine Burg


Hochlandrinder gibt es übrigens auch in Schwarz - das hier ist das erste dieser Art, das ich je gesehen hab

In der Gartenanlage wurde diese Statue von Herkules aufgestellt - warum auch immer.

Blick vom Garten auf Blair Castle
Eigentlich waren wir aber nicht hergekommen, um uns das Castle selbst anzugucken, sondern für einen Wettbewerb im Geigespielen, der hier stattfand. Leider konnten wir aufgrund der knappen Zeit und der Länge des Konzertes nur vier der insgesamt acht Teilnehmer (sehr guten Geigern aus aller Welt) dabei zuhören, wie sie schottische Volksmusik zum Besten gaben. Die Musik war wirklich sehr schön, aber zu dem Zeitpunkt wurden wir alle langsam müde und wenn dann auch noch ein Schlaflied auf der Geige gespielt wird, ist es wirklich schwer, wach zu bleiben...

Der Saal, in dem das Konzert stattfand, war übrigens ziemlich alt und hatte über hundert Hirschgeweihe an den Wänden hängen. Fiona, unsere Organisatorin von der Chaplaincy, hat uns versichert, dass sie nicht alle erlegt wurden, sondern teilweise einfach nur von Touristen im Wald gefunden wurden, nachdem die Hirsche sie abgeworfen hatten:

Nachdem ich mich im Raum umgesehen hatte, konnte ich nicht anders, als mich zu fragen, ob die Hirsche in Schottland immer ihren Schädel zusammen mit dem Geweih abwerfen...

Ahem.

Während der Pause haben wir dann den Saal verlassen und sind wieder in den Bus gestiegen, um zum letzten Haltepunkt des Ausflugs zu fahren - Queen's View.

Wie der Name schon andeutet, handelt es sich dabei um einen Aussichtspunkt, von dem aus man gerade bei schönem Wetter einen wirklich tollen Blick auf die Umgebung hat.

Unnötig zu sagen, dass es zu diesem Zeitpunkt anfing zu regnen und ein starker Wind wehte, oder?

Trotzdem hab ich ein paar schöne Bilder von der Aussicht gemacht und wir können uns alle zusammen vorstellen, wie viel schöner sie wäre, wenn das Wetter gut wäre. Eventuelle Flecken auf den Bildern sind die Folge von Regentropfen auf der Kameralinse:




Tja, und das war's von unserem Ausflug. Wir stiegen wieder in den Bus und sind die zwei Stunden zurück nach Hause gefahren. Glücklicherweise kamen wir sogar eine halbe Stunde früher zurück als geplant, denn kurz darauf ging hier mal wieder ein richtig schöner Sturm los und zu dem Zeitpunkt war ich froh, schon in meinem Zimmer zu sein.

Der nächste Ausflug (und gleichzeitig der letzte in diesem Semester), nach St. Andrews und benachbarte kleine Fischerdörfer, ist übrigens am 8. November.

Cheers!

Wochenendausflug Tag 1 - Crannog Centre, Dunkeld & Falls of Bruar

Hallo zusammen!

Dieses Wochenende war der Wochenendausflug mit der Chaplaincy und da es viel zu erzählen und ganz viele Fotos gibt, habe ich beschlossen, gleich zwei Blogposts daraus zu machen. Hier also erstmal Tag 1:

Am Samstag ging es wie immer um 8:30 Uhr morgens los, bei leichtem Regen und Wind. Nach ca. zwei Stunden Fahrt erreichten wir unseren ersten Halt, eine Straße im Nirgendwo, wo wir eine Stunde lang an einem Fluss entlang wanderten und eigentlich ein kleines, verlassenes Dorf ansehen wollten. Eigentlich. Blöderweise hat es nämlich so stark geregnet, dass wir alle trotz Regenjacken bis auf die Haut durchnässt waren - und da sich 48 Personen nur schwer in einem Reisebus umziehen können, hatten wir dann den Rest des Tages die nassen Klamotten an und der Busfahrer drehte die Heizung voll auf. Trotz des Regens habe ich es geschafft, wenigstens ein schönes Bild zu machen:

Überhaupt war das Thema des gesamten Ausfluges "Wasser". Es hat geregnet, wir sind am Fluss spazieren gegangen, kamen an diesem Bachlauf vorbei, der in den Fluss mündet, wurden klatschnass und fuhren dann weiter zu unserem nächsten Halt:

Das Crannog Centre.

Ein Crannog ist eine runde Hütte, wie sie die Schotten vor ca. 2000 Jahren auf Pfählen in den zahlreichen Lochs errichtet haben. Wir hatten Gelegenheit, einen orginalgetreuen Nachbau zu bestaunen (auch von innen) und uns von den Mitarbeitern des Zentrums das Leben damals erklären zu lassen. Zu sehen gab es unter anderem, wie und warum damals Löcher in große flache Steine geklopft wurden und wie man ohne Feuerzeug und Streichhölzer ein Feuer macht. Hier ein paar Bilder:

Hier zeigt uns unser Guide, wie man ein Stück Holz gleichzeitig schnell drehen und bearbeiten kann, um z.B. Holznägel oder Tischbeine herzustellen

Feuermachen in mehreren Schritten: 1. mit der selben Drehtechnik wie oben Reibung erzeugen

Holz auf Holz funktioniert sichtlich gut

Das Ergebnis sind diese verkohlten Holzspäne, die durch sanftes Pusten zum Glühen gebracht werden

Die Glut wird in eine Holzschale mit Holzspänen gekippt (ganz vorsichtig) und man pustet wieder...

... bis man ein schönes kleines Feuer hat.

Das Crannog, wie sie auch vor 2000 Jahren aussahen.

Unser Guide trug übrigens die damals übliche Kleidung

Das Ufer mit selbstgebauten Booten und dem Zelt, wo wir Feuermachen lernten

Die Feuerstelle in der Mitte des Crannogs

Aufgrund des hohen, spitz zulaufenden Daches konnte man die ganze Nacht ein Feuer brennen lassen, ohne im Schlaf am Rauch zu ersticken.

Im Winter hielten die Bewohner ihre Schafe in einer Hälfte des Crannogs und schliefen über den Tieren, die zusätzliche Wärme spendeten

Ein Modell des Crannogs im Museum
Was auf den Bildern jetzt nicht zu sehen ist, ist eine 2000 Jahre alte Holzschüssel, die von Archäologen auf dem Grund des Lochs dort gefunden wurde, wo das echte Crannog stand. Eine seltsame gräuliche Masse wurde darin gefunden und ins Labor geschickt. Wie sich herausstellte, war es Butter - im Wasser und ganz ohne Sauerstoff so gut erhalten, dass man sie auch nach 2000 Jahren noch auf ein Brot hätte streichen können!

Obwohl das Crannog Centre sehr interessant war, gab es vor allem eine Sache, die uns ganz besonders gefallen hat: der elektrische Heizkörper im kleinen Museum, auf dem wir praktisch draufsaßen, um wenigstens ein bisschen trockener zu werden. Hat auch sehr gut funktioniert und als ich wieder in den Bus gestiegen bin, war ich fast ganz trocken. Jippie!

Im Anschluss an das Crannog Centre ging es weiter in die kleine Stadt (naja, mal ehrlich: das Kaff) Dunkeld. Dunkeld war in grauer Vorzeit mal die Hauptstadt von Schottland. Der Grund? Es hatte eine Kathedrale. Gut, die hat es immernoch, auch wenn sie jetzt ein wenig ruiniert (haha) aussieht. Offenbar brauchte es früher nichts weiter, um eine Hauptstadt zu sein. Ich vermute, es hatte den zusätzlichen Vorteil, dass eine feindliche Armee große Probleme hätte, die "Stadt" überhaupt zu finden, um sie erobern zu können. Hier ein paar Bilder von der Kathedrale und einem Ritterfest, das zufällig gerade in der Nähe stattfand:


Wie mir dieser nette Mann erklärt hat, sind die Kostüme handgemacht oder stammen von Film-/Fernseh- und Theaterproduktionen. Die Waffe in seiner Hand ist übrigens ein Schlagstock, mit dem man locker Knochen brechen könnte.

Die Kathedrale, hier der am besten erhaltene Teil

Besonders hübsch und perfekt erhalten/restauriert: die Fenster über dem Altar.

Was mir besonders gefallen hat, war natürlich der zugehörige Garten

Bei so bizarren Gewächsen kein Wunder

Und hier eine Seitenansicht vom anderen Ende der Kathedrale, leider ohne Dach

Man beachte, wie das Wasser von silber zu silber-blau gestreift wechselt. Toller Effekt, oder?

Diese Brücke verbindet die beiden Ortshälften von Dunkeld

Hier noch einmal die gesamte Kathedrale

Dunkeld und der wunderschöne Herbstwald im Hintergrund
Wie ihr seht, war das Wetter plötzlich ganz erstaunlich schön geworden - sehr zu unserer Erleichterung. Ein paarmal fing es trotzdem an zu regnen, aber meistens war es nur ein feiner Niesel. Aber, da das inoffizielle Thema des Ausflugs ja offenbar "Wasser" war, hatte unser nächstes Reiseziel ganz viel davon zu bieten:

The Falls of Bruar - die Wasserfälle von Bruar

Zu sagen gibt es eigentlich nicht viel dazu, also lass ich (mal wieder) Bilder sprechen:











In schottischen Wäldern gilt: Ohne Moos nix los - deshalb ist das Wandern hier auch viel schöner als in deutschen Wäldern, wo man immer nur das Laub vom Vorjahr auf dem Boden sieht.


Zum Abschluss wurden wir mit einem schönen Sonnenuntergang belohnt
Nach unserer Wanderung entlang der Wasserfälle (auf einer Seite rauf und auf der anderen wieder runter), stiegen wir wieder in den Bus und fuhren endlich zu unserem Hostel in Pitlochry, wo wir unser Abendessen mit mitgebrachten Lebensmitteln selber gekocht haben, in einem Pub mit Live-Musik etwas trinken gegangen sind und dann todmüde ins Bett fielen.

Was wir am Sonntag gemacht und gesehen haben, erfahrt ihr dann im nächsten Blogpost.

Cheers!