Montag, 23. Februar 2015

Wochenendausflug in die Western Highlands - Tag 1

Wie ja bei den Ausflügen und Events nachzulesen ist, war ich dieses Wochenende mit der Chaplaincy in den Western Highlands unterwegs.

Da unser Jugendhostel in Ullapool doch sehr weit nördlich liegt, sind wir schon am Freitagnachmittag um halb 4 losgefahren. Nach einer einstündigen Pause in Aviemore und weiteren drei Stunden Fahrt kamen wir schließlich gegen halb 10 am Abend in Ullapool an und konnten auch direkt unsere Zimmer beziehen.

Zum besseren Verständnis hier eine Karte von Schottland:

Man beachte die Entfernung zu Edinburgh. Selbst die Isle of Skye (zu der ich im April fahre) befindet sich weiter südlich.

Ullapool selbst ist ein ziemlich kleines Kaff direkt am Ufer von Loch Broom, einem sogenannten "Sealoch". Ein Sealoch ist ein Loch mit Anschluss ans Meer, sozusagen die schottische Version eines Fjords - und es gibt unzählige davon.

Blick von unserem Zimmerfenster auf Loch Broom
 Überhaupt wimmelt es in Schottland von Lochs, was inzwischen ja jedem aufgefallen sein sollte. Selbst die Schotten fanden das offenbar mit der Zeit lächerlich, denn ihnen gehen langsam die Namen aus. Hier einige Beispiele für die Benennung von Lochs:

Loch Broom, Little Loch Broom, Loch Long (ein besonders langes Loch), und - mein absoluter Favorit - Loch Lochy. Das ist, als würden wir einem See den Namen "See Seeig" geben. Der Antwort auf meine Frage, ob die Schotten dicht sind, bin ich damit jedenfalls schon einen Schritt näher.

Der Samstag ging mit einem Gemeinschaftsfrühstück und dem Schmieren von etwa 120 belegten Brötchen los (zwei pro Person) bevor wir wieder in den Bus stiegen und zum ersten Ziel des Tages fuhren - einem hohen, schmalen Wasserfall mit unverschämtem Namen, den ich nichtmal versuchen werde zu schreiben. Stattdessen hier ein Foto von der Infotafel:


Trotz des Zungenbrechers, den er seinen Namen nennt, ist der Wasserfall an sich aber sehr schön anzusehen:



Besonders abenteuerlich war die Wanderung zur Aussichtsplattform - über eine schwankende Hängebrücke über den oben gezeigten Abhang. Schön beruhigend: das Warnschild mit dem Hinweis, dass nie mehr als 8 Personen gleichzeitig auf der Brücke erlaubt sind. Da fühlt man sich gleich sicherer...

Ich sollte hinzufügen, dass es zu diesem Zeitpunkt wirklich sehr schön war - der Nieselregen vom Morgen hatte sich gelegt und wir bekamen nicht nur die Sonne, sondern sogar einige Rehe zu sehen:


In den Highlands wimmelt es von Rehen, auch wenn sie dank ihrer Fellfarbe meistens nur schwer zu sehen sind. Dieses hier musste ich vom Bus aus fotografieren, da sie sofort flüchten, wenn man ihnen zu nahe kommt.

Unser nächster Halt war ein wunderschöner Strand am Little Loch Broom. Natürlich fing es sofort wieder an zu regnen, als wir aus dem Bus stiegen. Dafür hatte ich aber endlich Gelegenheit, The Traveling Lemon zu spielen. Die Reisende Zitrone ist eine Anlehnung an eine britische Radiocomedyserie und man spielt sie, indem man auf Reisen geht und dabei eine Zitrone fotografiert. Bonuspunkte gibt es, wenn jemand anderes die Referenz versteht (was mir diesmal zum ersten Mal passiert ist! Juhuu!).


Die Zitrone ist übrigens künstlich. Ich hab vier davon, falls eine verloren gehen sollte.

Nach dem Zwischenstop am Little Loch Broom ging es weiter zum Berg Beinn Eighe (gesprochen: Ben-näi) wo wir bei Nieselregen und miserabler Sicht am Loch Maree aus dem Bus stiegen und uns aufmachten, um den Berg zu erklimmen. Es folgt: eine längere Bilderreihe von der Wanderung und die Zitrone beim Bergsteigen.

Die nicht gerade schönen Sichtverhältnisse beim Start unserer Wanderung

Loch Maree zwischen den Bäumen



Unser Wanderweg

Die Aussicht von oben - oder das, was eine Aussicht sein sollte



Sonne!
Als wir schon fast die Hoffnung aufgeben wollten, kam die Sonne doch noch hinter den Wolken hervor - und die ganze Wanderung hatte sich bei dem Anblick wirklich gelohnt, wie die folgenden Bilder beweisen:













Die wesentlich bessere Sicht, als wir wieder unten angekommen waren
Nach diesem wunderschönen Anblick machten wir uns noch auf den Weg in ein kleines Dörfchen namens Torridon. Naja ... Dörfchen, Ansammlung von Häusern ... ihr könnt es euch vorstellen. Dafür war das Wetter dann natürlich hervorragend und wir bekamen zum Abschluss des Tages noch mehr strahlenden Sonnenschein:






Nach einem stärkenden Kaffee/Tee/Getränk unserer Wahl ging es wieder in den Bus und zurück ins Hostel, wo wir nach dem Abendessen todmüde ins Bett fielen - schließlich war für Sonntagmorgen der Wecker auf 7:30 Uhr gestellt.

Der Bericht über Tag 2 unserer Reise folgt dann im nächsten Blogeintrag morgen.

Cheers!

Montag, 9. Februar 2015

London calling

Wie im letzten Post schon erwähnt, war ich von Montag bis Samstag zu Besuch bei meiner lieben Freundin Alex, die an der Uni in Guildford studiert. Nur mit Handgepäck ist ein Flug von Edinburgh nach London ein absolutes Zuckerschlecken und spottbillig. Ich kam schon am Vormittag am Flughafen London Gatwick an, wo Alex mich abholte und wir zusammen im Zug nach Guildford gefahren sind.

Guildford ist schon die zweite Stadt in Großbritannien, die ich besucht habe, in der es sowohl eine Burgruine als auch eine Kathedrale gibt. Verrückt! Aber dazu später mehr.

Nachdem wir am ersten Tag hauptsächlich gequatscht haben und einkaufen waren, ging es am Dienstag mit dem Zug nach London.

Wer bisher hinterm Mond gewohnt hat, hat vielleicht noch nicht mitbekommen, wie sehr ich diese Stadt liebe. Alle anderen haben es wahrscheinlich schon satt, ständig davon zu hören. Da ich schon zweimal vorher für einige Tage in London war, haben wir die größten Attraktionen ausgelassen und uns direkt auf den Weg zu unserem eigentlichen Ziel gemacht: Dem Museum of London.

Und hier der Grund dafür:
Als eingefleischter Sherlock-Fan konnte ich mir diese Ausstellung natürlich nicht entgehen lassen und da sie nur noch bis zum 12. April 2015 geöffnet hat, ist sie verantwortlich dafür, dass ich diese Reise schon im Februar unternommen habe, statt bis zum Frühsommer zu warten. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall.

Zu sehen gab es unter anderem Arthur Conan Doyles Notizbücher mit den allerersten Sätzen zu Sherlock Holmes und diverse Memorabilia aus zahlreichen Verfilmungen der Geschichten.

Alex und ich und "Der Mann, der niemals lebte und niemals sterben wird"

Diese wunderschönen Schreibmaschinen waren Teil der Ausstellung

Die ersten Zeilen, die Sir Arthur Conan Doyle zu Holmes schrieb

Auf dem Weg zum Museum entdeckten wir unter anderem diese hübsche Anlage
Was mich besonders gefreut hat war übrigens, dass wir auf dem Weg zum Museum direkt am Barbican Theatre vorbeigekommn sind, in dem ich schon am 29. August sein werde, weil ich Karten für 'Hamlet' habe. So konnte ich immerhin schon ein wenig die Umgebung auskundschaften.

Nach dem Museumsbesuch ging es weiter zum Picadilly Circus und dem ältesten Buchladen von Großbritannien - ein Muss für alle Leseratten.


Ein Blick auf mein zukünftiges Wohnzimmer

Fünf Stockwerke voller Bücher - mein Paradies
Am Mittwoch und Donnerstag verbrachten wir unsere Zeit damit, Guildford zu erkunden und zu shoppen. Danach konnte ich mich dann fragen, wie genau ich zwei Blusen und ein Kleid (!) noch in mein Handgepäck quetschen soll, aber es hat dann doch irgendwie geklappt.

Hier ein paar Bilder aus Guildford:



Die Kathedrale auf einem Hügel oberhalb der Stadt


Die Architektur bestand wie in vielen Kirchen aus zahlreichen Bögen


Dafür, dass Guildford nicht gerade der Nabel der Welt ist, war die Kathedrale ganz schön groß

Wenn es in Großbritannien eines im Überfluss gibt, dann Eichhörnchen.

Sehr zu meiner Freude: eine Statue von Alan Turing auf dem Uni-Campus

Das Castle im Sonnenuntergang


Eine Statue für Alice im Wunderland. Lewis Carroll lebte zeitweise in Guildford


Nach diesen schönen (aber auch ganz schön kalten) Ausflügen durch Guildford ging es am Freitag direkt nochmal nach London.

Diesmal besuchten wir das Sir John Soane Museum, von dem ich leider keine Fotos habe, weil Fotografieren dort verboten ist. Zur Entschädigung hier eine Beschreibung:

Sir John Soane war ein Architekt mit vielseitigen Interessen im viktorianischen London. In seiner Jugend reiste er viel durch die Welt und wann immer ihm etwas gefiel, nahm er es einfach mit nach Hause. Statuen aus Griechenland, zum Beispiel. Oder einen gigantischen Steinsarkophag aus Ägypten.

Mit zunehmendem Alter entwickelte er Agoraphobie, die Angst vor offenen Räumen, und konnte sein Haus nicht mehr verlassen. Also kaufte er die beiden an sein Haus angrenzenden Nachbarhäuser und konvertierte alle drei Gebäude zu einem privaten Museum, in dem er unzählige Statuen, Vasen, Steinfresken und sonstige Gegenstände aufbewahrte.

Zu Lebzeiten war er gut mit diversen bekannten Künstlern befreundet und "bekam" (oder klaute) daher viele Gemälde. So viele, dass er in seinem Haus nicht genug Wände für die ganzen Bilder hatte. Als Architekt fand er natürlich eine passende Lösung und daher ist es heute möglich, in Sir John Soanes Museum die Wände aufzuklappen. Dahinter befinden sich: noch mehr Wände mit Gemälden. Und dahinter: noch mehr Wände mit Gemälden und eine Miniatur der Bank of England.

Der Eintritt war übrigens kostenlos, denn Sir John Soane hat in seinem Testament verfügt, dass das Haus nach seinem Tod in seinem aktuellen Zustand belassen und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird, weil Bildung wichtig ist.

Wo wir schon beim Thema Bildung waren, gingen wir danach direkt weiter ins British Museum, das passenderweise direkt um die Ecke steht und einer meiner Lieblingsorte in London ist.

Diesmal haben wir nur die Afrika-, China- und Japan-Abteilungen angesehen und einen kurzen Abstecher in den Room of Enlightenment gemacht, weil wir nicht allzu viel Zeit hatten. Im Museum of London kann man Tage verbringen, ohne alles gesehen zu haben.

Der Baum des Lebens, geschaffen aus Metall, in der Afrika-Ausstellung

Eine Ganzkörper-Maske, wie sie zu besonderen Anlässen in Teilen Afrikas getragen wird.

Mein Lieblings-Ausstellungsstück im Museum: ein Löwe mit Ball, aus Elfenbein geschnitzt und etwa 5 cm groß
Nach dem British Museum hatten wir gerade noch Zeit für einen Ausflug zum Camden Market, wo man absolut alles zu jedem erdenklichen Preis kaufen kann (oder eben nicht, wenn der Preis zu hoch ist) und wo ich es auf magische Weise geschafft habe, zum zweiten Mal in meinem Leben ein signiertes Buch von Terry Pratchett zu finden - genau im selben Laden, in dem ich schon vor eineinhalb Jahren das selbe Glück hatte!

Alles in allem war der Ausflug großartig und wir hatten wahnsinnig viel Spaß zusammen.

Es war wahnsinnig interessant, die Unterschiede zwischen meiner Uni und der in Guildford zu sehen. Drei Dinge, auf die ich tierisch neidisch bin:
- richtige Türen an den Duschen anstelle von Duschvorhängen
- eine Klingel an der Haustür, wenn Besuch kommt
- durchgängig Strom für den man keine Schlüsselkarte braucht

Aber davon abgesehen bin ich trotzdem froh, an der Heriot-Watt in Edinburgh zu sein.

Cheers!