Sonntag, 18. Januar 2015

Tagesausflug zu Stirling Castle, Wallace Monument und Castle Campbell

Es gibt zwei Dinge, in denen Schottland absolut überragend ist:
  1. Burgen in allen Variationen
  2. Wasser (ebenfalls in allen Variationen)
Der Beweis?
Ganz klar - der Chaplaincy-Ausflug nach Stirling und Umgebung gestern.

Überraschenderweise und trotz des miesen Wetters in den letzten Tagen/Wochen hat es nicht geregnet. Dafür lag in Stirling aber noch ein wenig Schnee und es war unverschämt kalt.

Die Fahrt nach Stirling selbst dauerte etwa 45 Minuten im warmen Reisebus. Leider war Fiona, die diese Ausflüge normalerweise leitet, krank und konnte nicht mitfahren. Stattdessen kam der Chaplain, Alistair, selber mit - netterweise hat er sogar noch Baguettes und Knabberzeug mitgebracht.

Unser erster Halt war Stirling Castle, eines der bekanntesten und historisch bedeutsamsten in Schottland. Das liegt hauptsächlich an seiner Lage - genau an einem Engpass zwischen zwei ehemaligen Sumpfgebieten. Um vom Süden in den Norden Schottlands zu kommen, musste jede Armee zwangsweise direkt an Stirling Castle vorbei und konnte von dort aus schon Tage vorher gesehen werden. Gerade deshalb war Stirling auch ständig hart umkämpft und wechselte zur schlimmsten Phase der Konflikte zwischen England und Schottland innerhalb von 50 Jahren nicht weniger als acht mal den Besitzer.

Außerdem war es der Wohnsitz diverser Könige - James VI. zum Beispiel, der später zu James I. König von Schottland UND England wurde. Oder Mary Queen of Scots, die bekannterweise später in England geköpft wurde. Wie sich herausstellt, lebten die Stuarts nicht gerade lange.

Hier einige Fotos von diesem beeindruckenden Bauwerk:

Von Stirling Castle aus hat man einen tollen Blick auf das Wallace Monument

Wie man sieht, war das Wetter morgens um kurz vor 10 noch etwas trüb

Dieses Gebäude enthielt die Wohn- und Empfangsräume der königlichen Familie und ist mit 250 verschiedenen Statuen verziert

Die Great Hall fällt allein schon durch ihre leuchtend gelbe Farbe auf - Königsgold genannt

Das Eingangstor. Die Türme zu beiden Seiten waren früher doppelt so hoch, zwei andere fehlen komplett

Ein Wandbehang in der Great Hall, wo früher Bälle und Festgelage abgehalten wurden

Die Wandverzierungen in den königlichen Gemächern


Schauspieler in der damals korrekten Kleidung lieferten weitere Informationen


Das Einhorn - Schottlands Nationaltier - ist überall zu finden

Der Blick von Stirling Castle auf die Umgebung


Wir machten eine einstündige Führung durch das Castle mit und konnten dann noch ein wenig selbst auf Entdeckungsreise gehen, wobei die meisten sich in den beheizten Gebäuden aufhielten - allein schon, weil es draußen wirklich ganz schön kalt war. Da halfen auch Handschuhe und Mützen nichts.

Um kurz nach 12 verließen wir das Castle und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Halt:

Das Wallace Monument.

William Wallace ist einer von Schottlands bekanntesten Nationalhelden, war einer der wichtigsten Anführer im Kampf gegen die Engländer und starb entsprechend grausam. Aber wenigstens haben sie dafür diesen riesigen Turm aufgestellt, um ihn zu würdigen:

Wallace Monument in seiner ganzen Pracht

Natürlich kann man vom Monument aus auch Stirling Castle sehen

William Wallace - die Statue allein wiegt 7 Tonnen

Wenn man es erstmal die 258 Stufen raufgeschafft hat, ist die Aussicht atemberaubend

Bei schönem Wetter reicht der Blick bis nach Edinburgh
Hatte ich eigentlich schonmal erwähnt, wie sehr ich enge Wendeltreppen hasse? Schlimm genug, dass man bei Gegenverkehr ständig Gefahr läuft, beinahe runterzufallen, aber ca. 250 Stufen in einer engen Spirale nach oben zu keuchen verpasst mir nur eins - einen ordentlichen Drehwurm. Und wenn die Türme schon so riesig sind, dann könnte man ja mit einer etwas größeren Treppe rechnen, oder? Von wegen!

Aber ich bin heil rauf und wieder runter gekommen und die Aussicht war es allemal wert.

Nach dieser unfreiwilligen sportlichen Betätigung ging es weiter zum nächsten und letzten Ausflugsziel:

Castle Campbell.

Man könnte meinen, wir würden direkt hinfahren - dachten wir alle auch. Aber das Castle liegt recht unzugänglich und während die Straße für Autos kein Problem ist, hätte unser Bus es nie bis rauf geschafft. Die Folge? Ein 45-minütiger Marsch querfeldein durch das Tal, an einem Bachlauf entlang und immer schön bergauf durch den Matsch.

Und natürlich war es wunderschön und hat sich absolut gelohnt:

Unser erster Blick auf Castle Campbell mit den schneebedeckten Highlands im Hintergrund

Ein Wasserfall durfte natürlich nicht fehlen

Castle Campbell und die letzten Schneereste


Die Aussicht vom Castle aus - wie zu erwarten beeindruckend

Das Castle selbst ist hauptsächlich eine Ruine, aber noch relativ gut erhalten

Einer der Vorteile des frühen Sonnenuntergangs im Winter: tolle Bilder

Die Highlands hinter dem Castle

Besonders die Farben haben es mir angetan

Die Überreste des Castle vom großen, noch sehr gut erhaltenen Turm

Erwähnte ich schon die Vorteile von frühen Sonnenuntergängen?



Zeit zum Bus zurückzukehren - und den bunten Abendhimmel zu bewundern

Ein letzter Blick auf das Castle - diesmal von der Straße aus, die wir auf dem Rückweg nahmen
 Alles in Allem war es ein wunderschöner Ausflug, wenn auch morgens sehr kalt und nachmittags einfach nur noch kalt. Aber bei all den Treppenstufen und der Wanderung zu Castle Campbell wurde uns ordentlich warm und die Ausblicke waren die ganzen Strapazen mehr als wert.

Der nächste Ausflug ist der Wochenendausflug ende Februar - ich kann es kaum erwarten!

Cheers!

Montag, 12. Januar 2015

In der Welt zuhause



Seit gestern Abend bin ich wieder auf schottischem Boden und seit heute sind die Ferien definitiv vorbei.

Das zweite Semester hat offiziell begonnen und obwohl ich schon ganz schön erstaunt darüber bin, wie sehr die Zeit verfliegt, hat mich etwas anderes viel mehr überrascht.

Ich war drei Wochen lang zuhause in Deutschland und habe mich vorher auch schon sehr darauf gefreut, wieder dorthin zu fahren und meine Familie und Freunde zu sehen. Aber als ich dann dort war, habe ich mich immer wieder dabei erwischt, von meiner Rückkehr nach Schottland so zu reden:

"Wenn ich wieder heim fliege."

Selbst gestern morgen bei all der Hektik, der langen Fahrt zum Flughafen, der elenden Warterei in Stuttgart und dann nochmal in London Heathrow und den nervtötenden Sicherheitskontrollen (in Stuttgart haben sie jetzt Nacktscanner. Ich werd nimmer!), war ich kein Bisschen nervös.

Warum auch?

Ich wusste, wo ich hinfliege. Ich wusste, wie es da aussieht, dass meine Sachen da sind, kenne mich in der Gegend aus, habe Freunde da ...

Und fühle mich zuhause.

Home away from home, wie man so schön sagt. Ein Zuhause weg von Zuhause.

Ja, ich vermisse meine Familie und meine Freunde in Deutschland, während ich hier bin ... aber wenn ich in Deutschland bin, vermisse ich dafür Schottland und alles, was dazugehört. Und plötzlich bin ich froh, dass erst Januar ist und ich noch bis Ende August hier sein darf, um dieses fantastische Land zu entdecken und nebenbei zu studieren und neue Leute kennenzulernen und einfach so viele Erfahrungen zu sammeln, wie ich kann.

Wenn ich vorher schon diesen Verdacht hatte, dann hat er sich seit meiner Rückkehr nur bestätigt:

Dieses Auslandsstudium zu machen war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe.

Cheers! 

Update: die Termine für die Ausflüge in diesem Jahr sind jetzt bekannt. Siehe "Ausflüge und Events" für weitere Details.