Montag, 29. Juni 2015

Sollen sie doch Kuchen essen

... und Milkshakes trinken.

Vom 20. bis 25. Juni kam mich Alex aus Guildford besuchen. Nachdem ich im Februar schon bei ihr war, um auf ihre Duschtür und das Schwimmbad nahe der Uni neidisch zu sein, war sie jetzt hier, um mich um die große Küche zu beneiden.

Und natürlich auch, um sich Edinburgh anzusehen.

Dazu hatten wir dann auch gleich am Sonntag die perfekte Gelegenheit, denn beim Cake Fest in den botanischen Gärten wurde die ganze Stadt (beziehungsweise ihre wichtigsten Teile) aus Kuchen nachgebaut. Ja, aus Kuchen.




Im Anschluss wurde die Stadt dann in Stücke gehackt und kostenlos an alle Gäste verteilt. Wir haben uns brav mehrmals angestellt, denn wenn es kostenlosen Kuchen gibt, übt man sich nicht in falscher Zurückhaltung.

Lecker!
Auch im Besuch inbegriffen waren diverse Ausflüge in die Stadt, zwei Besuche im Bücherparadies Armchair Books und ein Tag, den wir bei wunderschönem Wetter im Dean Village verbrachten.

Dean Village ist nur etwa fünf Minuten Fußweg von der Princes Street im Herzen Edinburghs entfernt und definitiv einen Besuch wert. Und hier eine Reihe von Bildern, um diese Behauptung zu untermauern:


















Sobald ich mich entschieden hab, in welches dieser Häuser ich später mal einziehen will, fang ich an zu sparen.

Um dem Tag dann noch die Krone aufzusetzen, bin ich mit Alex hinterher noch in mein Lieblingscafé, wo es die absolut besten Milkshakes von Edinburgh gibt. Allein schon wegen der Variatonen. Das hier ist die Milkshake-Karte:

Man sucht sich zuerst eine Basis aus, wählt dann die zweite Geschmacksrichtung und zum Schluss die "Streußel"

Der Caffeine Drip von innen - es ist ein afrikanisches Café
Hier übrigens mein Karamellshake mit Oreo Cookies und Maltesern:



Die ideale Belohnung nach unserem langen Spaziergang durchs Dean Village.

Außerdem in diesen Tagen: 
Ein kurzer Besuch im Museum, Shopping, ein leckeres Abendessen bei Sabi und ein Pubabend mit uns beiden, Lisa, Sabi und Bobby.

Es hätte nicht schöner sein können.

Vielen Dank, dass du da warst, Lexi! Wir sehen uns im September wieder.

Cheers!

Sonntag, 21. Juni 2015

Vater werden ist nicht schwer...

... Vater sein dagegen sehr.

Heute ist Vatertag in Großbritannien, und da ich neulich schon den Muttertag gewürdigt habe, kann ich diesen Anlass jetzt wohl kaum ignorieren.

Vorhin war ich auf einem Cake Fest in den Botanischen Gärten und sah einen Mann mit zwei Töchtern an der Hand. Er hatte ein T-shirt an, auf dem stand:
"Du kannst mir keine Angst machen, ich hab zwei Töchter!"
Zugegeben, mein Dad hat nur mich, aber zwei von meiner Sorte währen auch eine echte Strafe gewesen. Dass wir es trotzdem geschafft haben, uns 23 Jahre lang nicht gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, ist ein Grund zum Feiern.

Mein Dad:

- Mitstreiter
- Gegenstreiter
- Bücherregalbauer (immer gefragt)
- Burgen- und Playmobilpferde-Stall-Bauer (jetzt in Rente)
- Schwimmlehrer (mit Auszeichnung)
- Beschützer
- Streichespieler
- Spaßmacher
- Serienjunkie
- Flohmarktbücherjäger

Unvergessen sind Sprüche wie: (im Stau) "Kurbel doch mal das Fenster runter, klopf bei dem neben uns an die Fahrerscheibe und wenn er aufmacht, frag ihn, ob es bei ihm auch reinregnet." und "Ich fahre nicht in ein Land, in dem die Männer tagsüber im Nachthemd auf der Straße rumlaufen."

23 Jahre haben wir im selben Haus gewohnt, aber gereicht haben sie noch lange nicht, um all unsere Ecken und Kanten abzustoßen. Als Team sind wir unschlagbar, als Gegenspieler noch schlimmer.

Aber missen möchte ich nichts davon.

Für Spielzeugburgen aus Holz (mit funktionierender Zugbrücke!) bin ich inzwischen zu alt (behauptet jedenfalls die Gesellschaft), aber zu alt für meinen Papa bin ich noch lange nicht und werde es auch niemals sein.

Schließlich gibt es immer noch eine Fernsehserie, die wir zusammen gucken müssen, und immer noch ein paar mehr Flohmärkte, auf denen wir zusammen nach Büchern stöbern können wie Piraten auf Schatzsuche.

Ich kann es kaum erwarten.

In Liebe

deine Tochter, die schon wieder am falschen Tag im falschen Land sitzt. Fühl dich trotzdem von mir gedrückt.


Sonntag, 14. Juni 2015

Odyssee ins Morgenland

Wie die meisten von euch ja mitbekommen haben, bin ich heute wieder nach Edinburgh geflogen. Normalerweise eigentlich nichts weiter Nennenswertes, aber diesmal ist so viel passiert, dass ich einfach einen Blogpost darüber schreiben muss.

Alle meine Flüge von und nach Edinburgh hatten bisher eine Gemeinsamkeit: Umsteigen in London Heathrow.

An sich kein Problem, ist ja alles schön übersichtlich und gut ausgeschildert. Dieses Mal hatte ich nur eine Stunde Zeit zum Umsteigen. Um 12:25 Uhr sollte mein Flieger aus Stuttgart landen und um 13:40 Uhr der Flieger nach Edinburgh starten. Auch kein Problem. Eine Stunde reicht völlig, um durch die Security zu kommen.

Auf der Fahrt zum Flughafen kamen mir dann aber doch Zweifel:
Ich: "Was, wenn mein Flieger aus Stuttgart Verspätung hat?"
Mom: "Ach, sowas passiert doch nicht, wie kommst du denn jetzt darauf?"
Ich: "War nur so ein Gedanke..."

Wir kamen am Flughafen an, brachten meinen Koffer zum Check-in und ich bekam meinen Boardingpass - und diese Information: "Der Flug hat Verspätung."

*kein Kommentar*

Nach kurzem aber herzlichen Abschied ging es dann ab durch die Security und zum Gate. An dieser Stelle holte ich das Buch aus meiner Tasche, das ich heute Morgen noch schnell eingepackt hatte: "Night Watch" von Terry Pratchett. Hab ich zwar schonmal gelesen, aber es ist eines meiner Lieblingsbücher und immer wieder gut.

Nach ca. 15 Minuten kam vom Schalter eine Durchsage: der Flug hat Verspätung, weil der Flieger aus London nicht verwendet werden konnte (ein Grund wurde nicht genannt). Der Ersatzflieger ist gerade aus London unterwegs nach Stuttgart.

Ein Blick auf die Anzeigetafel verriet mir die voraussichtliche Ankunftszeit des Flugzeugs in Stuttgart: 12:35 Uhr. Oh-oh...

Ich ging also mit meiner Boardkarte vor zum Schalter und erklärte, dass ich einen Anschlussflug nach Edinburgh hätte. Antwort vom Person: "Ja, das haben wir schon überprüft, Sie erwischen den Flieger noch."

Ich ging beruhigt zurück zu meinem Sitzplatz und las weiter.

Um 12:35 Uhr konnten wir dann wie erhofft mit dem Boarding beginnen. Kaum saßen alle auf ihren Plätzen, kam eine weitere Durchsage vom Piloten (ab jetzt waren alle Durchsagen ausschließlich auf Englisch, also gebe ich sie um ungefähren deutschen Wortlaut wieder):

"Unser Abflug verzögert sich, weil wir noch keine Starterlaubnis haben. Das kann jetzt noch 45-50 Minuten dauern. Für uns ist das auch eine ungewöhnliche Situation, aber wenn Sie Interesse haben, können Sie solange gerne nach vorne kommen und einen Blick ins Cockpit werfen."

Wie einige von euch vielleicht wissen, übersetze ich für meine Masterarbeit eine Folge der Radio-Comedyserie "Cabin Pressure", die von einer kleinen Charter-Airline handelt. Darin kommen gelegentlich auch einige Fachbegriffe vor. Und was macht man als Übersetzer, wenn man sich mit Fachjargon nicht auskennt? Genau - man fragt einen Experten.

Und so kam es, dass ich im Cockpit auf dem Sitz des Piloten saß und mir vom Co-Piloten genau erklären lies, was es denn nun mit dem Treibstoffausgleich auf sich hat, während hinter uns einige ältere Damen den Piloten beäugten, wie junge Mädchen kicherten und alle auf Deutsch davon schwärmten, wie gutaussehend er doch wäre (man denke an George Clooney, nur mit schmalerem Gesicht und irgendwie charmanter). Eine Stewardess im Hintergrund verstand kein Wort, war aber ganz schön verwirrt von dem Gekichere, bis ich sie über den Grund für all den Spaß aufklärte - da hat sie mitgelacht.

Nach den angedrohten 50 Minuten Verspätung ging es dann endlich los und ich konnte weiterlesen.

Kurz vor der Landung kam eine weitere Durchsage vom Piloten: "Es sind jetzt noch ca. 15 Minuten bis zur Landung-"
An dieser Stelle sagte mir ein Blick auf die Uhr, dass mein Flieger in zwei Minuten starten würde-
"- und alle Passagiere mit Anschlussflügen wurden umgebucht."

Super!

Nach dem Aussteigen wandte ich mich an den ersten Flughafenmitarbeiter, der mir unter die Augen kam, erklärte mein Problem und wurde an der SEHR langen Warteschlange für die Anschlussflüge vorbeigeschickt (haha) und direkt zur Boardingpass-Kontrolle geleitet. Unterwegs fragte ich eine weitere Mitarbeiterin, ob das wirklich so richtig wäre. Sie bestätigte mir das.

Ich ging also zum Schalter, erklärte mein Problem und wurde dahin zurückgeschickt, wo ich grade hergekommen war.

Ich ging zu der armen Mitarbeiterin, die ich eben schon gefragt hatte, erklärte was passiert war, und sie führte mich zurück zum Schalter, erklärte dem Mann dort genau das selbe, was ich auch schon gesagt hatte, er schaute kurz im System nach und TADAA! plötzlich hatte ich ein Ticket für einen Flug um 15:30 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt war es 14:10 Uhr.

Vorbei an der Boardingpass-Kontrolle, durch die Passkontrolle, eine Rolltreppe hoch, zur Security. Nochmal die Boardkarte kontrollieren lassen, das ganze Handgepäck aufs Laufband, durchleuchten lassen, am anderen Ende warten und ... die Kiste mit meinem Laptop, Laptoptasche und Kindle wurde per Zufallsprinzip für eine Stichprobe ausgewählt. Tasche und Kindle waren okay, vom Laptop wurden Abstriche gemacht. Ich frage mich, ob sie auf Sprengstoff oder Drogen getestet haben und wer denn so blöd ist, eines von beidem auf dem zugeklappten Laptop zu verwenden.

Mit noch etwa 40 Minuten Luft schaffte ich es zum Gate und mein Flieger nach Edinburgh startete pünktlich um 15:30 Uhr. Zur Erinnerung: eigentlich hätte ich schon um 15 Uhr in Edinburgh sein sollen.

Um 17 Uhr bin ich endlich gelandet und war gegen halb 6 an der Uni, wo die Haustür sich prompt weigerte, meine Schlüsselkarte zu akzeptieren, weshalb ich mein Gepäck die Treppe runter schleppen musste, um durch die andere Tür reinzugehen und dann mit dem Aufzug wieder nach oben zu fahren. Inzwischen läuft die Karte wieder tadellos...

Kaum angekommen kam auch schon Sabi rüber, um mir die Bücher zurückzubringen, die ich ihr geliehen hatte, und mich auf den neuesten Stand zu bringen. Zwei meiner Mitbewohner, Izzy und Robb, haben ihr Zimmer ( = Robbs Zimmer) verlassen und wohnen jetzt vorübergehend in der Stadt. Wir haben also plötzlich ein freies Zimmer.

Auf dem Weg in die Küche fragte ich: "Ist da schon jemand eingezogen?"
Sabi: "Keine Ahnung, aber Jafar (der mit uns studiert) wollte auch in die Christina Miller Hall ziehen."
Ich mach die Küchentür auf und wer steht in der Küche? Jafar.

Ja, so wie der Bösewicht aus Aladdin. Aber Jafar ist ein netter Kerl, mitte 40, aus dem Irak oder Iran, der mit uns zusammen Übersetzen studiert - Arabisch-Englisch in seinem Fall.

Mal sehen, wie dieser Bewohnerwechsel sich auf die allgemeine Atmosphäre in der Flat auswirkt - vor allem jetzt, wo Bobby grade in Deutschland ist und somit unser größter Charmebolzen fehlt.

Mehr Infos gibt es demnächst.

Cheers!

PS: Bin bei Night Watch auf Seite 294, was beweist, dass ich viel zu viel Zeit hatte.