Samstag, 28. September 2019

Indien Tag 13: Jodhpur - ein Kamelritt in der Wüste

Am nächsten Morgen standen wir in aller Herrgottsfrühe auf, ließen uns zum Flughafen fahren und sind von Delhi aus nach Jodhpur geflogen, der sogenannten blauen Stadt. Eigentlich wollten wir dort einen berühmten Tempel besichtigen, aber unser Flug hatte Verspätung und wir haben es gerade so noch geschafft, unseren Fahrer zu erwischen um das eigentliche Highlight unseres Besuchs nicht zu verpassen: ein Kamelritt bei Sonnenuntergang am Rande der Wüste.

Vom Flughafen fuhren wir beinahe eine Stunde lang mit dem Auto, bis wir am Rande der Wüste ankamen - dorthin zu fahren, wo man wirklich nur noch Sanddünen findet, hätte mehrere Tage in Anspruch genommen, und so viel Zeit hatten wir leider nicht.

Das war aber nicht weiter tragisch, denn stattdessen hatten wir einen der friedlichsten Abende unseres Lebens. 




Suchspiel: Finde die Gazelle





Das Dorf des Kameltreibers war gleichzeitig auch unser Zielort. "Dorf" ist vielleicht ein wenig übertrieben. Es war eine Ansammlung von Hütten (auch "Häusern" wäre übertrieben) mitten im Nirgendwo, mit einer Straße, die eher ein Feldweg war, und absoluter Stille.

Keine Autos. Kein Straßenlärm. Nichtmal Flugzeuge am Himmel. Keine Fernseher, keine Telefone, keine Werbung.

Es war einfach nur still und friedlich wie ein lauer Sommerabend auf dem Land, auf eine Art, die direkt durch die Haut in die Seele dringt. Nach all dem Chaos in Delhi und Mumbai und unserer Wahlheimat London kann man das Gefühl der Ruhe gar nicht beschreiben.

Und natürlich gab es einen absolut spektakulären Sonnenuntergang!





Blick durch die Haustür unserer Gastgeber nach draußen. Schuhe werden niemals im Haus getragen.
Unsere Gastgeber waren unglaublich freundlich, hießen uns in ihrem Haus willkommen und gaben uns von ihrem Essen - ein einfaches aber sehr leckeres Abendessen, das ich gelegentlich echt vermisse. Möbel gab es keine, also saßen wir auf dem Teppich auf dem Boden und kamen uns endlich so vor, als wären wir im "echten" Indien angekommen.

Auf dem Teppich sitzend bekamen wir ein einfaches aber unglaublich leckeres Abendessen serviert

Ein Brunnenloch, an dem das ganze Dorf seit einiger Zeit arbeitete.

Zum Abschied noch ein Bild von unserem Gastgeber vor seinem Haus - ein wenig verwackelt, weil Kamele wanken wie betrunkene Matrosen auf Landgang, wenn sie laufen.
Nach dem Essen bekamen wir von der Familie voller Stolz ihre Fotoalben gezeigt - mehrere dicke Alben voll mit Briefen und Nachrichten und Postkarten und Fotos von Urlaubern, die schon bei ihnen waren und sich für den wunderschönen, viel zu kurzen Aufenthalt bedankten.

Übernachtet haben wir nicht dort - wir hatten ein Hostel in Jodhpur gebucht - und daher ging es auf den Kamelen zurück durch die Wüste zum Auto, wo unser Fahrer mit unserem Gepäck wartete, um uns zurück in die Stadt zu bringen.

Dort begann dann die abenteuerliche Suche nach unserem Hostel, denn in Jodhpur gibt es ein Netzwerk aus winzigen Gassen und Treppen und Wegen, durch die kein Auto kommt. Dafür aber Roller. Die Inder fahren gerne Roller oder Mofa, aber wenn der Weg zwischen zwei Häusern nur etwas über einen Meter breit ist, kann das schon recht haarsträubend sein, wenn einem plötzlich einer entgegenrast.


Schließlich fanden wir es dann aber doch und checkten in unser Zimmer ein, wo wir zu dritt in einem überdimensionalen Doppelbett schliefen, erschöpft aber vollkommen zufrieden mit der Welt.