Dienstag, 16. Januar 2018

Eine indische Hochzeit (2) - Indien Tag 3 und 4

Der zweite Tag der Hochzeit kam in drei Schichten:
  1. Segen
  2. Mittagessen
  3. Henna
Und obwohl "Segen" hier recht kurz klingt, hat es auch direkt die meiste Zeit in Anspruch genommen.

Kurz nach dem Frühstück trafen wir uns alle in einem der größeren Räume des Hotels, damit die Braut und der Bräutigam in einer aufwändigen, farbenfrohen Zeremonie von so ziemlich jedem anwensenden Gast gesegnet werden konnten. Im Falle der Braut auch von uns!

Hier also einige Fotos von der Zeremonie, von der wir wie zu erwarten praktisch nichts verstanden haben:

Wir mit einem Teil der Familie

Hier fand die gesamte Zeremonie statt

Ankit bekommt den Segen

Auch wenn man Leute segnet, kann man noch einen Blumenstrauß im Haar tragen


Auch die Braut wurde von jeder Verwandten und Freundin gesegnet

Zum Segnen werden die Füße, Arme und der Kopf mit Hilfe von Blättern mit einer Paste betupft

Laura gibt Apurva ihren Segen - da blieb kein Auge trocken!

Die Braut umringt von ihren Verwandten

Noch ein Segen

Apurva mit ihrer Mitgift
Die ganze Zeremonie lief sehr entspannt ab - die Hälfte der Anwesenden stand direkt um die Braut und machte Fotos wie verrückt, die andere Hälfte saß auf ihren Stühlen und hat sich unterhalten.

Von der steifen, recht ernsten Stimmung, die man aus Deutschland kennt war da keine Spur!

Nachdem alle ihren Segen gegeben hatten - ja, ich auch - ging es dann zum Mittagessen auf südindische Art ... von einem Bananenblatt.

Man isst in Indien mit der Hand, der Löffel ist eher für Amateure

Alle paar Minuten kam jemand mit einem riesigen Topf oder einer Schüssel vorbei, um frisches Brot, frischen Reis, frische Kartoffeln oder sonstwas zu bringen. Wir dachten schon, wir platzen! Das Essen war unglaublich lecker, wenn auch teilweise recht scharf - aber damit muss man in Indien rechnen. Es gibt nur zwei Geschmacksrichtungen: scharf und extrem süß. Neutral sind nur Brot und Reis.

Nach dem Essen kam der Teil, auf den wir uns besonders gefreut hatten - Henna. Das Timing war auch großartig, denn während eine Armee an jungen Inderinnen jede einen weiblichen Gast unter ihre Fittiche nahm und ihr die Hände mit Henna bemalte, mussten wir etwa 20 Minuten lang still sitzen und durften dann über eine Stunde gar nichts tun, bis das Henna trocken war.

In der Zeit haben wir uns unterhalten und unsere Henna-Designs verglichen, denn keine zwei Hennas sahen gleich aus.

Das Henna wird aus einer hauchdünnen Tube auf die Haut aufgetragen

Unsere Henna-Tattoos

Und auch die Handflächen wurden bemalt.

Das Henna der Braut - eine Braut und ihr Bräutigam

Handrücken der Braut - ihre Unterarme und Füße waren auch bemalt

Das Henna an sich hat eher die Farbe, die man hier bei der Braut sieht - dunkelbraun bis orange. Das Schwarzbraun auf unseren Händen ist das eigentliche Henna, das nach dem Trocknen abbröckelt und das Muster auf der Haut zurücklässt. Das ist dann erst hell- bis dunkelorange und wird dann mit der Zeit wieder heller, bis es ganz verblasst ist. Insgesamt hält sich Henna etwa zwei Wochen, wenn man sich häufig die Hände wäscht - und das taten wir!

Die Hochzeit - Tag 3

Die tatsächliche Hochzeitszeremonie, bei der Ankit und Apurva offiziell verheiratet wurden, fand dann am nächsten Tag statt, denn der 12.12. gilt in Indien als Glückstag. Wir sind für die Feier extra in ein anderes Hotel gefahren, weil für diesen Teil etwa 400 Gäste geladen waren und das bisherige Hotel nicht genügend Platz für so viele Personen hatte.

In dem neuen Hotel fanden zeitgleich noch sechs andere Hochzeiten statt - in gefühlt jedem Stockwerk eine!

Das war auch der Tag, an dem wir unsere Saris getragen haben. Es gab extra eine Inderin im Hotel, die uns die Saris gelegt hat, denn wir hatten keine Ahnung, wie man damit anfängt. Die Bluse und der Rock sind ja offensichtlich, aber was macht man mit einer 5 Meter langen Stoffbahn, um sie irgendwie in das zu verwandeln, was man als Sari kennt? Glücklicherweise mussten wir das nicht alleine rausfinden - aber nachmachen könnte ich es jetzt auch nicht!

Die Inder waren jedenfalls alle unglaublich begeistert von uns in unseren Saris. Leider sind Kameras überhaupt nicht gut darin, leuchtendes Grün einzufangen. Mein Sari ist tatsächlich ein sattes Grün und nicht so dunkel wie hier auf den Bildern.



Ungefähr so lief die ganze Zeremonie ab - die Hälfte der Gäste stand um das Brautpaar, der Rest hat gequatscht und gegessen.

Ziel des Spiels mit dem Trenntuch war offenbar, dass Braut und Bräutigam versuchen, sich gegenseitig einen Blumenkranz um den Hals zu werfen. Wer gewinnt, hat in der Ehe die Hosen hat. Niemand ist überrascht, dass Ankit verloren hat.

Apurva, die wunderschöne Braut



Wir sind uns relativ sicher, dass das der Teil der Zeremonie war, ab dem sie offiziell verheiratet waren



Die 7 gemeinsamen Schritte ums Feuer.

Das Brautpaar nebst Eltern und Bruder/Schwager
Die Hochzeit war wunderschön - bunt, fröhlich, laut.

Alle haben uns ständig gefragt, ob wir denn genug sehen, ob wir das Essen mögen, ob wir noch Hunger haben oder Wasser wollen, oder uns einfach weiter nach vorne geschoben, damit wir auch wirklich alles sehen konnten. Daher kamen auch meine großartigen Bilder vom Brautpaar - wir standen keine zwei Meter von ihnen entfernt. Und das ist für eine indische Hochzeit ganz normal!

Da können wir Europäer uns mit unseren ersten Zeremonien ruhig eine Scheibe abschneiden.

Cheers!

Dienstag, 9. Januar 2018

Eine indische Hochzeit (1) - Indien Tag 2

Am Tag nach unserer Ankunft haben wir zum ersten Mal unsere Leggins und Kurtas angezogen und sind mit Sack und Pack zum Taj Hotel gelaufen, wo wir uns mit einer weiteren von Lauras Studienfreundinnen getroffen haben. Laura kennt sehr viele Leute vom Studium (darunter natürlich ein Haufen Inder) und so kamen wir auch zu Jo und ihrer Tochter Muji aus Vietnam, die ebenfalls zur Hochzeit eingeladen waren.

Die beiden haben tatsächlich ein Zimmer im Taj Hotel gebucht und wir haben uns mit ihnen dort getroffen, damit der Fahrer, den die Braut für uns bestellt hatte, uns alle auf einmal einsammeln konnte.

Hier einige Impressionen vom Inneren des Hotels:






Auch die Fahrt zu dem Hotel, in dem die Hochzeit stattfinden sollte, war schon voller neuer Eindrücke:


Das hier war entweder die Post oder der Bahnhof

UNESCO-Weltkulturerbe

Indien in Bewegung

Der typisch indische Verkehr - Kühe haben Vorfahrt

Blick auf einen Obstmarkt

Auch Ochsenkarren gibt es noch - sogar mitten in Mumbai!
Im Hotel angekommen, wurde natürlich erstmal die Braut begrüßt und wir wurden ihrer Familie vorgestellt, damit wir wussten, an wen wir uns wenden konnten, falls wir Probleme hatten.

Alle waren unglaublich lieb und wir haben uns sofort willkommen gefühlt. Nach einem entspannten Mittagessen ging es zurück auf unsere Zimmer, um uns noch ein wenig zu erholen, bevor dann am Abend der erste Teil der Feier losging – der Tanzabend.

Es war schon verdächtig wie in einem Bollywoodfilm, nur mit einer Bühne. Die Braut kam mit ihren weiblichen Verwandten und Freundinnen reingetanzt, dann kam der Bräutigam mit seinen männlichen Verwandten und Freunden und es gab eine Art Tank-Krieg zwischen den beiden Gruppen, gefolgt von diversen Auftritten beider Familien in Gruppen, Paaren oder Einzeln.

Apurva und Ankit - das Brautpaar

Das Brautpaar und sämtliche nicht-indischen Gäste

Einer von zahlreichen Gruppentänzen

Einer der Onkel, der richtig viel Spaß hatte

Soloauftritt mit Hoolahoop

Der Bruder und die Schwägerin der Braut

Freunde des Brautpaars haben Bilder mitgebracht
Danach wurden die Bühne und die freie Fläche davor für alle freigegeben und DJs haben Musik aufgelegt – hauptsächlich beliebte indische Lieder, dazwischen aber auch ein paar internationale Hits.

Am Ende des Abends durfte das Brautpaar einen Kuchen anschneiden und sich gegenseitig füttern. Allerdings war das wesentlich weniger extrem als bei uns, wo der Kuchen alleine schon die halbe Hochzeitsgesellschaft sattkriegen würde:



Nächstes Mal: Tag 2 und 3 der Hochzeit.

Cheers!