Montag, 24. Oktober 2016

Willkommen im Berufsleben

Meine erste Arbeitswoche liegt jetzt hinter mir und bisher kann ich sagen, dass ich es echt gut getroffen habe:

  • nette Kollegen und Vorgesetzte
  • ein schönes Büro
  • entspannte Atmosphäre
  • lockerer Umgang miteinander
  • verhältnismäßig kurzer Weg zur Arbeit
  • Süßkram
Nur eine Sache versaut mir den Spaß bisher ganz schön: die Module. Aber dazu gleich mehr.

In meiner ersten Woche gab es für mich noch nicht allzu viel zu tun. Am ersten Tag gab es den üblichen Papierkram, eine Tour durch das Büro im Hauptquartier und dann einen Spaziergang zum "ausgelagerten" Büro in Aldgate, wo ich arbeite. Was es noch gab? Namen. Viel zu viele Namen und Gesichter. Bis ich mein einjähriges Firmenjubiläum feiere, kenne ich vielleicht endlich alle.

Ich wurde also herumgeführt, jedem im Team persönlich vorgestellt, habe prompt alle Namen wieder vergessen, und bekam dann meinen Arbeitsplatz gezeigt.

Und dann kam er. Der Beweis, dass Dante sich ordentlich verzählt hat, denn ich habe ihn gefundden: den zehnten Kreis der Hölle.

Die Module.

Die Module sind büroweit bekannt und gefürchtet. Hier eine Unterhaltung zwischen mir und einer neuen Kollegin, stellvertretend für die Meinung aller:
Catherine: "Hey, wie geht's?"
Ich: "Geht so, ich mach grade die Module."
Catherine: "Oh Gott! Du Arme! Aber das geht vorbei..."

Die Module bestehen übrigens zum größten Teil aus Videos, die ich mir ansehen muss. Meistens so 30-50 Minuten lang und TODLANGWEILIG.

Man sieht einen Computerbildschirm auf dem irgend ein Programm benutzt wird, und eine Stimme aus dem Off erzählt dann Dinge dazu. Das Problem ist nur, dass man nicht mitarbeiten kann, und dieser Frontalunterricht einem einfach nur langsam das Gehirn verrotten lässt. Tatsächlich habe ich heute beim achten Modul an diesem Tag wirklich befürchtet, dass es mir gleich aus der Nase tropft.

Jedes beendete Modul ist ein kleiner Grund zum Feiern - und dann kommt das nächste und so versinnkt man langsam immer tiefer in der Hölle.

Zum Glücke habe ich inzwischen etwa 80% der Module geschafft. Morgen und am Mittwoch nochmal und dann sollte ich (hoffentlich) fertig sein. Ab Mittwoch darf ich dann auch endlich sogenannte Mock Jobs machen, also praktisch eine Simulation einer normalen Arbeitssituation, wo ich alte Aufträge noch einmal bearbeite, um Übung zu bekommen und einen Rhythmus zu finden, bevvor ich dann ab Januar die echten Jobs erledigen darf/soll/kann/muss.

Meine Kollegen sind ürigens alle echt super nett. Sie kommen aus allen Ecken der Welt und so hat jeder immer was interessantes zu erzählen. Dazu kommt, dass sie alle jede Gelegenheit nutzen, um eine kurze Auszeit zu genießen.

Im Moment haben sie einen Backwettbewerb laufen, also bringt jeden Montag jemand einen Kuchen mit, den dann alle essen und bewerten können. Wenn jemand im Urlaub war, bringt er oder sie Süßigkeiten von dort mit, von denen sich dann jeder bedienen kann. Und wenn jemand Geburtstag hat - was bei so einem großen Team praktisch jede Woche der Fall ist - dann unterschreiben alle eine Karte, besorgen einen großen Schokokuchen und legen zusammen, damit das ganze Team abends in den Pub gehen kann.

Auf diese Art kam ich letzte Woche in den Genuss von Schokotrüffeln aus einem Kloster in Spanien, in die man sich glatt reinlegen könnte. Ein ganzer Kuchen daraus könnte direkt als Mordwaffe für Diabetiker herhalten. Herrlich!

Mein Ernährungsplan sieht also derzeit ungefähr so aus:

Frühstück (Toast oder Cornflakes), Kuchen, Mittagessen, irgendwas Süßes, Abendessen.

Wenn ihr mich das nächste Mal seht, bin ich bestimmt ein paar Kilo schwerer...

Achja, hier übrigens ein Bild von meinem neuen Stiftehalter:

Genial, oder? :D

Das war es erstmal von mir, in den nächsten Tagen folgt dann ein Bericht über mein Zimmer und ein paar Bilder von meinem Zimmer und aus der Stadt selbst. Leider habe ich ja nur am Wochenende Zeit für Ausflüge, und da steht häufig erstmal der Einkauf von Lebensmitteln auf dem Programm. Aber keine Sorge - Bilder von meinen Abenteuern folgen!

Cheers!

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Zu alten Ufern


Naaa, erkennt es jemand?

The Shard - das neueste architektonische Wunderwerk, das einem in London als wortwörtlicher Dorn ins Auge sticht.

Hier hat es mich jetzt also hin verschlagen. London. Sechs Jahre nach meinem ersten Besuch in dieser wundervollen Stadt, von der ich schon damals sagte "Wenn ich jemals da arbeiten und wohnen kann, seht ihr nur noch meine Staubwolke."

Und jetzt bin ich hier, am Ziel.

Bisher hat auch fast alles reibungslos geklappt. Traumjob gefunden, WG-Zimmer gefunden, alle Sachen rübergeschleppt, etc.

Nur die Fluggesellschaft wollte ein wenig Abenteuer ins Spiel bringen. Auf der Liste der Dinge, die man NICHT hören möchte, wenn man schon im Flieger auf dem Rollfeld ist, steht "Wir haben ein technisches Problem und müssen in die Parkposition zurückkehren" recht weit oben. Aber nach eineinhalb Stunden Warterei sind wir dann doch noch losgeflogen und heil in London angekommen - ganz so schlimm kann die technische Panne also nicht gewesen sein.

Eine weitere Sache, die bisher nicht so gelaufen ist wie gewünscht: ein Bankkonto einrichten.

Erster Versuch: HSBC, gestern.
Ich: "Hallo, ich möchte ein Bankkonte eröffnen."
Bankangestellte: "Ende nächster Woche ist ein Termin frei."
Ich: "Oh. Das dauert aber lang. Naja, dann guck ich nochmal bei ner anderen Bank."
Bankangestellte. "Arbeiten Sie oder studieren Sie?"
Ich: "Ich arbeite." *Empfehlungsschreiben vom Arbeitgeber und Ausweis zeig*
Bankangestellte: "Können wir nicht akzeptieren, auf dem Schreiben fehlt Ihr zweiter Vorname."
Ich: "...."
Bankangestellte: "Lassen Sie das ausbessern und kommen Sie morgen wieder."

Kundenservice wie in Deutschland... kaum deutet man die Konkurrenz an, schon geht alles viel schneller.

Zweiter Versuch: Lloyds, heute.
Hab mir das Schreiben nochmal neu ausstellen und von Sabi auf der Arbeit ausdrucken lassen, denn unglücklicherweise gehören Drucker zu den Gegenständen, die man für gewöhnlich nicht dabei hat, wenn man in eine WG in einem anderen Land zieht.
Die nette Dame am Schalter hat das Schreiben auch direkt akzeptiert und mir einen Termin für morgen Mittag gegeben. Wie gut, dass ich ne Oyster Card habe, die ganzen Bahnfahrten würden sonst ganz schön aufs Geld gehen.

Abgesehen von diesen kleinen Startschwierigkeiten ist bisher aber alles gut gelaufen. Hab sogar einen Lidl in der Nähe und kann mich mit richtiger Salami und sogar Nürnberger Bratwürstchen versorgen.

Von meinen Mitbewohnern hab ich bisher erst drei kennen gelernt, einen davon auch erst zwei Minuten gesprochen, aber der zieht sowieso nächste Woche aus. Natürlich war seiner prompt der erste Name, den ich mir gemerkt habe - typisch.

Als Willkommensgeschenk an mich selbst habe ich mir auch direkt bei Waterstones zwei neue Bücher gekauft und online ein Sherlock Holmes T-shirt bestellt, weil ich ja von beidem noch nicht genug habe.

Der nächste Punkt auf der Tagesordnung ist dann, mir eine Pinnwand zu besorgen und ein paar Poster aufzuhängen, damit die Wände nicht ganz so kahl aussehen. Das bekannte Londoner Wetter wird es schwer haben, mich in eine Winterdepression zu treiben, sobald etwas mehr Farbe im Raum ist.

Mehr Fotos und weitere Berichte folgen am Sonntagabend - dieses Wochenende geh ich mit Sabi shoppen und "unsere" Stadt weiter erkunden, bzw. einigen altbekannten Lieblingsorten einen Besuch abstatten.

Cheers!