Sonntag, 10. Mai 2015

Besuch aus der Heimat

Kaum war ich aus Skye wieder da, schon kam Besuch von zuhause angerückt: die lieben Eltern.

Wenn man seine Tochter schon für ein Jahr ins Ausland gehen lässt, muss man natürlich auch mal vorbeikommen und gucken, wie sie so lebt.

Für April hatten wir auch gewaltiges Glück mit dem Wetter und mussten uns nur ab und an über ein klein wenig Nieselregen und den üblichen kalten Wind ärgern. Hauptsächlich hatten wir Sonnenschein und fast schon warme Temperaturen - hätte nicht besser sein können!

Am Montag, ihrem Anreisetag, hat die Zeit nur für einen Spaziergang entlang der Princes Street und der Royal Mile gereicht, abschließender Pubbesuch inklusive.

Am Dienstag war dann aber das Castle dran - früher oder später muss man ja mal da rein. Wir haben es sogar geschafft, pünktlich zur 1 Uhr Kanone im Hof zu sein und zuzusehen (und zu hören) wie sie abgefeuert wird.

Genau zum richtigen Zeitpunkt abgedrückt!

Ich hab mich dann doch lieber an die kleineren Kaliber gehalten - für Linkshänder nicht geeignet!
Nachdem wir den ganzen Tag durchs Castle gewandert sind, folgte am Abend dann ein weiterer Ausflug in den Pub zu traditionellen Fish & Chips, an denen wirklich kein Weg vorbeiführt.

Am Mittwoch ging es dann endlich auf zu meiner Uni, wo ich bei gelegentlichem Niesel meinen Eltern das Unigelände und mein Zimmer zeigen konnte - Flatmates und Freunde inklusive! Danach ging es noch mit Sabi zusammen in die Stadt und rauf auf den Calton Hill, um einen Überblick über die Innenstadt zu bekommen. Nach einem Zwischenstop am Parlament und dem Holyrood Palace war klar: Da müssen wir morgen rein!

Der Donnerstag war definitiv eines der Highlights des Besuchs.

Wir kauften uns Tickets für die Bustour, bei der man wie auch in London je nach Belieben ein- und wieder aussteigen kann, um sich Teile der Stadt näher anzusehen. Also sind wir am Holyrood Palace, wo die Queen im Sommer meist etwa vier Tage verbringt, ausgestiegen und haben uns für Tickets angestellt. Direkt vor uns stand eine größere italienische Reisegruppe - wie sich später herausstellte, waren es wohl Mitglieder eines Sprachkurses (alle so um die 30-50 Jahre alt).

Eine Frau aus der Gruppe hörte uns über die Preistafel reden und fragte in einem Mix aus Englisch und Italienisch, ob wir auch in den Palast wollten, und wandte sich dann prompt an ihre Reiseleiterin/Lehrerin. Bevor wir wussten, wie uns geschah, waren wir von der Gruppe adoptiert worden und kamen mit dem Gruppenrabatt billiger rein!

Die Reiseleiterin/Lehrerin fragte mich dann noch, ob wir alle drei Englisch könnten, weil die Audioguides für ihre Gruppe natürlich auf Italienisch wären. Ich erklärte ihr, ich könnte für meine Eltern dolmetschen und sie bat daraufhin am Eingang um drei englische Audioguides und drückte sie mir mit den Worten: "Ihr bekommt eure auf Englisch, als Strafe, weil ihr nicht genug geübt habt!" und einem Augenzwinkern in die Hände. Man sollte Dad natürlich keine elektronischen Geräte in die Hand geben, wenn man sie im selben Zustand zurückbekommen möchte, und so hat er seinen Audioguide mit ein paar Knopfdrücken ganz aus versehen auf Deutsch umgestellt. Meine Eltern konnten sich also die Kopfhörer für einen der Guides teilen und ich hab mir die Erklärungen einfach auf Englisch angehört.

Die Italiener - und wir - fanden die ganze Sache natürlich urkomisch und haben den ganzen Weg nach drinnen gelacht.

Leider durfte man im Palace selber keine Fotos machen, also gibt es nur Fotos vom Äußeren des Gebäudes und den wunderschönen Gärten.

Der Audioguide wird auf Deutsch umgestellt

Der Innenhof

Es geht nichts ohne Ruinen - nicht einmal auf dem Palastgelände

Die Überreste dieser Abbey stehen direkt neben dem Palace


Und wenn ich sage "direkt neben", dann meine ich das auch so.

Blick auf die Ruine vom Garten aus





Papa, Mama und im Hintergrund Arthur's Seat.



Nach diesem höchst unterhaltsamen Zwischenstop machten wir noch den Rest der Bustour mit, bekamen die wichtigsten Ecken von Edinburgh zu sehen und entschieden uns letzten Endes gegen einen Besuch auf der Royal Yacht Britannia - man muss ja nicht alles mitmachen und die Eintrittspreise waren schon fast unverschämt.

Am Freitag ging es bei strahlendem Sonnenschein rauf auf den Arthur's Seat - da war ich auch noch nicht oben bisher, es hat sich also für uns alle gelohnt.

Eine Besonderheit an Schottland sind die leuchtend gelb blühenden, Stechginsterbüsche (hier "gorse" genannt), die überall wachsen - auch auf dem Arthur's Seat. Die blühen nicht nur wunderschön, sie riechen auch ganz extrem nach Kokosnüssen. Wenn die Sonne scheint und man die Augen zumacht, kommt man sich vor wie im Urlaub auf einer Insel in der Karibik. Herrlich!








Die Fotografin - beim Fotografieren fotografiert

Gipfelstürmer
Auf dem Rückweg nahmen wir übrigens erst einen nicht ganz so offiziellen Steilpfad und dann die Steintreppen - kein Wunder, dass uns am nächsten Tag allen die Beine wehtaten. Muskelkater vom Feinsten!

Zum Glück hatten wir für Samstag aber nichts allzu anstrengendes geplant - ein kurzer Besuch im National Museum, und dann ging es wieder zur Uni - Izzy (nicht ich) hat Geburtstag gefeiert und genug Essen für eine ganze Armee vorbereitet. Der Vorteil an dieser Feier war, dass wir uns keine Gedanken machen mussten, wo und was wir Essen gehen wollten, und meinen Eltern konnten meine Flatmates und Freunde etwas länger treffen und den ganzen Namen mal Gesichter zuordnen. Dafür sah die Küche aber auch aus, als wäre ein rosa Farbeimer drin explodiert.

Sabi und Lisa in der frisch geschmückten Küche
Am Sonntag war zwar der Muskelkater noch nicht wieder weg, dafür aber unsere Unternehmungslust wieder voll da, und so verbrachten wir den ganzen Tag in den botanischen Gärten, wo nach den ersten paar sonnigen Tagen natürlich sofort alles angefangen hat wie verrückt zu blühen.



















Mein absoluter Favorit - ein Farn mit Fell. So flauschig!


Die neue Frühjahrskollektion von Swiffer? Nein, eine Blüte!



Die bizarrste Blüte, die wir je gesehen haben - was für eine Farbe!

Hier nochmal aus der Nähe




Schöne Blüten und ... was ist das auf deinem Gesicht, Papa?!
Nach diesem Ausflug war die Woche auch schon beinahe wieder vorbei und wir verbrachten den Montagmittag im Kaufhaus Jenners (wo wir nix kauften, dafür aber die Architektur bewunderten) und in der National Gallery, in der man auch ein paar Stunden zubringen kann, wenn man mal nicht weiß, was man mit seiner Zeit anfangen soll.

Schließlich wurde es dann aber doch Zeit, zurück zum Hotel zu gehen, die Koffer zu holen und zum Flughafen zu fahren. Dass die Koffer auf dem Rückflug wesentlich schwerer waren als bei der Ankunft, muss man wohl nicht extra dazusagen, oder? Dafür hab ich jetzt keine Stiefel, Pullover und keinen Wintermantel mehr ... und bin 34 Bücher und diverse DVDs los.

Alles in allem war es eine tolle Woche und ich bin froh, dass ihr da wart ♥

Cheers!

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